Dr. Marco Müller gestaltet seit 2013 die strategische Weiterentwicklung von Heidelberg Platforms mit. Hier erzählt er, warum die Heidelberger Druckmaschinen AG und DOCUFY gut zusammenpassen.
Seit mehr als einem Jahr gehört DOCUFY zur Heidelberger Druckmaschinen AG. Die unternehmerischen Hintergründe sind in dieser Pressemeldung erläutert. Warum ich persönlich davon überzeugt bin, dass die Integration von DOCUFY in den Heidelberg-Konzern eine gute Idee ist und „es einfach passt“ möchte ich hier kurz erläutern.
Zuerst hat die Akquisition bei vielen ein großes Fragezeichen hervorgerufen: bei den neuen Kollegen in Bamberg, bei DOCUFY-Kunden und auch bei einigen meiner Kollegen in Heidelberg.
In den vergangenen Monaten habe ich viele Menschen kennen gelernt, beispielsweise auf dem DOCUFY Anwendertreffen im Juni, und dabei immer wieder eine Frage gehört:
„Weshalb kauft ein Druckmaschinenhersteller einen Spezialisten für Technische Dokumentation?“
Meiner Ansicht nach entsteht die Frage aus zwei unvollständigen Einschätzungen:
- Heidelberg ist (schon lange) nicht mehr nur ein Druckmaschinenhersteller, sondern gleichzeitig ein Dienstleistungsanbieter für die Print-Medien-Industrie (und andere Industriezweige), ein Softwarehaus, ein Händler von Verbrauchsmaterialien, ein Cloud-Betreiber, … und entwickelt Geschäftsmodelle und Portfolios im Rahmen der Digitalisierungsstrategie weiter.
- DOCUFY ist nicht nur Spezialist für Technische Redaktionssysteme, sondern ganz generell für das Erstellen und Verteilen von Informationen – sie haben das Konzept des Informationsraums beschrieben!
Daten sind der Schmierstoff der digitalen Welt – aber nicht sie allein
Nimmt man nun diese Perspektive ein, ist die ursprüngliche Frage leichter zu beantworten, aber noch immer nicht offensichtlich… darum will ich es in meinen Worten erklären: Vor dem Hintergrund der Digitalisierung, Industrie 4.0, Big Data und Internet of Things wird viel über Daten gesprochen („data driven Business“, „Daten sind das neue Öl“) … auch ich bin mir der überragenden Bedeutung und Potentiale von Daten bewusst.
Doch industrielle Wertschöpfung wird (mit einigen Ausnahmen) nicht mit Daten allein erreicht: Druckmaschinen müssen weiterhin drucken, Abfüllanlagen abfüllen. Natürlich helfen Daten und die oben genannten technischen Entwicklungen bei der Abrechnung, bei Prognose und Verhinderung von Ausfällen, bei der Fehlersuche oder Entstörung.
Industrielle Wertschöpfung wird nicht mit Daten allein erreicht. Es braucht weiterhin Menschen, die reparieren, montieren und in Betrieb nehmen.
Marco Müller, Heidelberg
Aber: Zur Wertschöpfung werden weiterhin Menschen gebraucht, vielleicht mit anderen Schwerpunkten, anderer Ausbildung und besseren Unterstützungssystemen. Menschen, die Wartungsmaßnahmen durchführen, reparieren, in Betrieb nehmen, bedienen, montieren und so weiter. In diesem Zusammenhang wird es für Unternehmen erfolgskritisch, ob diese Menschen bei der Digitalisierung mitgenommen werden und am Ende des Tages die Wertschöpfung sicherstellen.
Für mich bedeutet dieses „Mitnehmen“ vor allem, ob diese Personen passgenau mit wichtigen, richtigen und aussagekräftigen Informationen versorgt werden können.
Heidelberg und DOCUFY vereinen Know-how aus Maschinenbau und der Bereitstellung intelligenter Information
In den vergangenen Monaten haben wir mit den Kollegen von DOCUFY genau diesen Aspekt als zentrales Element der gemeinsamen Produkt-Roadmap herausgearbeitet. Dabei habe ich gesehen, dass „es passt“ und wir ein starkes Duo abgeben:
- Heidelberg bringt das Know-how aus dem Maschinenbau und Product Lifecycle Management (PLM) ein. Wir wissen, was in der Praxis wichtig ist und wie aussagekräftige Informationen aus dem Zusammenspiel von PLM- und ERP-Daten (z.B. Stücklisten, Varianten, Änderungsstände) sowie 3D-Modellen entstehen.
- Die Kollegen von DOCUFY wissen um den Umgang mit Informationen, wie man den Informationsraum orchestriert und die Informationsversorgung organisieren kann.
Ich bin gespannt, wie unser erstes gemeinsames Produkt Maintenance 4.0 am Markt ankommen wird. Die ersten Kunden sind begeistert und ermutigen uns in diese Richtung weiter zu gehen.
Innovation: ja – aber mit Bedacht
Eine Sache noch:
Wir haben gemeinsam viele innovative Ideen und ich bin mir sicher, wir werden auch künftig zukunftsorientierte, praxisrelevante und erfolgreiche Lösungen für unsere Kunden bauen. Mich begeistert das, und am liebsten würde ich mich mit Vollgas auf die Innovationsthemen stürzen und durchstarten – ich bin regelrecht ungeduldig.
Aber ich denke auch an unsere Kunden: Als deren Partner möchte ich natürlich morgen und übermorgen, aber ganz sicher auch heute die passende, stabile und performante Lösung bereitstellen und konkret Nutzen stiften. Deshalb halten wir weiterhin die Balance zwischen der Weiterentwicklung des bestehenden Portfolios, der Umsetzung gemeinsamer Innovationsthemen und konkreter Kundenanforderungen.
Wie gesagt: Es passt!